Salzburger Orgelwoche 2015
Die Klangquelle: eine schöne zweimanualige Orgel ganz oben, im vierten Geschoss, dem Oratorium. Vor dem Instrument Organistinnen und Organisten aus ganz Österreich, vom Weinviertel bis zum Bregenzer Wald, und die Referenten, Johannes Hämmerle für Literaturspiel und Werner Reidinger für Improvisation.
Eigentlich war diese Woche für mich schon dadurch ein Gewinn, dass ich mich angemeldet habe. Ich habe seitdem öfter geübt, weil ich was Neues spielen und das den fachmännischen Augen und Ohren zeigen wollte. Und durch das Üben griff ich schon im Vorfeld seltener daneben und die Freude am Spiel im Gottesdienst wuchs.
Die Referenten, aufmerksam und von einnehmendem Engagement beseelt, gaben ungeachtet der vorgesehenen Zeiten schon am ersten Nachmittag und Abend allen je eine halbe Stunde Unterricht im Literaturspiel und in Improvisation. Meine Canzone von Kerll bekam gleich einmal einen angenehmeren Fingersatz und spielte sich dann mit lockerem Handgelenk wesentlich leichter. Von unserer Sechzehnjährigen hörte ich mit Staunen eine Toccata von Reger, einem Kollegen wiederum hätte ich am liebsten beim Zählen geholfen. Es genierte sich niemand und es gab kein aneinander Messen. Ein freundschaftliches Miteinander.
Frisch motiviert fühle ich mich fürs Improvisieren. Ich habe den Mut zum Einfachen wieder entdeckt – nicht zu viel wollen! - , und dass ich mehr auf die Form achten kann. Und ich weiß jetzt wieder, dass es auch Einstimmigkeit gibt! Oder wie ich die Zuhörer aufmerksam machen kann, was jetzt kommen wird. Überhaupt die Perspektive der Zuhörer! Eine Menge an Anregungen und schriftliche Beispiele bis zu einer Skizze für eine Konzertimprovisation.
Nach der Mittagspause – die Menüs aus der Küche des Hauses schmeckten außerordentlich – ging es um den Orgelbau. Von der Wasserorgel bis zur Orgel heute. Die gesamte Entwicklung des Instruments und der dazugehörenden Musik. Das schien anstrengend zu werden. War aber dann durch Bilder und Hörbeispiele (bis zu Riesenorgeln in den USA) so aufgelockert und das Wissen des Referenten Philipp Pelster derart unerschöpflich, dass diese Stunden sehr informativ waren und schneller vergingen als erwartet. Zudem wurde es immer praktischer. Wir versuchten uns im Zungenstimmen, schauten in das Innere der elektropneumatischen Orgel in der Borromäumskirche, - die leider nicht spielbar ist und hoffentlich bald saniert wird. Ein großartiger Ausblick auf künftige Orgelwochen! Und wir besichtigten drei Orgeln in Kirchen der Stadt. Allesamt mechanisch zwar, aber doch höchst unterschiedlich zu hören und zu spielen. Dazwischen der einzigartige Blick vom Kapuzinerberg auf die Salzburger Altstadt. Mit einer großen Improvisation auf der dreimanualigen Orgel der Andräkirche wurden wir (nicht nur mit Bachwürfeln) reich beschenkt entlassen.