
Papst-Orden an Franz Fischler: "Europa eine Seele geben"
Franz Fischler (78) ist mit dem Päpstlichen Gregorius-Orden ausgezeichnet worden. Der frühere Bundesminister, EU-Kommissar und Präsident des Ökosozialen Forums erhielt die Ehrung am Samstag in Innsbruck von den Bischöfen Manfred Scheuer und Hermann Glettler überreicht, berichtete die Diözese Innsbruck. In seiner Ansprache kam Fischler auf die "Seele Europas" zu sprechen, die "erlebt, nicht nur beschrieben" werde müsse, wie er sagte. Als wichtigste Aufgabe für die Zukunft Europas sah er, "wieder Vertrauen in die Demokratie, in die Politik, in die europäische Einigung aber auch in die Kirchen - ja in alle öffentlichen Institutionen und auch in uns selbst wiederherzustellen".
Über eine "Seele Europas" hatte bereits Jaques Delors, der ehemalige Präsident der EU-Kommission gesprochen und mit dieser Forderung der europäischen Einigung eine über das Politische hinausgehende Spiritualität verleihen wollen, erinnerte Fischler. Immer noch sei die europäische Seele "eher ein zarter Hauch, kein geistiger Sturm", so der frühere Kommissar. "Wir sind immer noch unterwegs die europäische Seele zu suchen." Ernüchternd müsse man feststellen, dass Europa derzeit sogar eher dabeisei, "das, was wir an europäischer Seele gewonnen haben, wieder in Frage zu stellen oder gar aufzugeben".
Fischlers Festvortrag trug den Titel "Das Verhältnis der EU zum Christentum". Als notwendig sah er es in seinen Ausführungen zudem, "unser kulturelles Vermögen für die Weiterentwicklung der inneren Ordnung Europas nach den Prinzipien der liberalen Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit nutzen, sowie für das friedliche Zusammenleben".
Politik auf Basis Katholischer Soziallehre
Der päpstliche Gregorius-Orden wurde 1831 von Papst Gregor XVI. ins Leben gerufen und ist nach Papst Gregor dem Großen benannt. Er zählt zu den höchsten päpstlichen Auszeichnungen für Laien und wird für besondere Verdienste um die Kirche und die Gesellschaft verliehen. Die Insignie zeigt ein rot emailliertes Kreuz mit dem Bildnis des Ordenspatrons. Die Verleihung erfolgt direkt durch den Heiligen Stuhl. Fischler bekundete "große Freude" über die Ehrung und deutete sie als "Zeichen, dass ich in meinem Leben doch viele Gelegenheiten hatte, um etwas für die katholische Kirche zu bewirken".
In seiner Laudatio für Franz Fischler hob Bischof Manfred Scheuer, der den Päpstlichen Gregorius-Orden beantragt hatte, dessen Handeln auf Grundlage der Katholischen Soziallehre hervor. Er habe stark zum Ansehen der Kirche beigetragen - in vielen verschiedenen politischen Ämtern aber auch ehrenamtlich etwa als Vorsitzender der Katholischen Hochschuljugend Österreichs in jungen Jahren oder in kirchlichen Stiftungen wie "Pro Oriente". Bischof Scheuer würdigte auch das Verdienst von Ehefrau Heidi Fischler. Sie und ihr Gatte hätten "gezeigt, wie Bindung frei macht".
Auch diözesane Ehrungen
Im Zuge der Veranstaltung im Innsbrucker Haus der Begegnung wurde auch der Petrus-Canisius-Orden der Diözese Innsbruck verliehen. Die damit ausgezeichneten verdienten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Medien, Kunst und Kultur hätten durch ihr Wirken in Kirche und Gesellschaft "einen Unterschied deutlich gemacht" und Hoffnung spürbar werden lassen, erklärte Bischof Glettler. Sie hätten "Licht- und Strahlkraft im Leben gezeigt und damit deutlich gemacht, worum es im Evangelium geht".
Die mit dem diesjährigen Petrus-Canisius-Ordens Ausgezeichneten sind der früher Landeskonservator Walter Hauser, Inge und Paul Ladurner vom Bischof Stecher Gedächtnisverein, der früher Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Eckart Rainer, zugleich Vorsitzender der diözesanen Kommission für Opfer körperlicher, psychischer und sexueller Gewalt, Rumänienhilfe-Koordinatorin Christine Scharmer, Hospizgemeinschaft-Vorsitzende Marina Baldauf, Klinikseelsorger Lothar Müller sowie das Ehepaar Claudia Felicitas von der Stiftung Nothburgaheim und Otto Sarnthein vom Gesamttiroler Schützenbund.
Quelle: kathpress